Rosskastanien am Kirchberg
Spektakuläre Bienenweide
Sehr zuverlässig erfreuen uns die beiden mächtigen Rosskastanien bei der Kapelle zur heiligen Familie am Kirchberg jedes Jahr mit ihrer Blütenpracht.
Die ergiebigen Niederschläge im April sind vielleicht der Grund dafür, dass die Blüte in diesem Frühjahr besonders intensiv ausfällt.
Setzt man sich bei sonnigem Wetter in den Schatten der Bäume und lauscht dem Wind und dem Gesumme der Insekten, bereitet das einen besonderen Naturgenuss.
Zur Nachahmung empfohlen!
Bemerkungen zur Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
Die Rosskastanie ist als einer der beliebtesten Stadt-, Park- oder Alleebäume bekannt.
Nach der Blütenpracht im Frühling wird im Sommer das Schatten spendende Blätterdach geschätzt.
Im Herbst basteln die Kinder aus den Früchten die altbekannten Figuren.
Ursprünglich stammt die Rosskastanie vom östlichen Balkan. Sie wurde gemäss dem Botaniker Carolus Clusius 1561 via Konstantinopel nach Prag und 1576 nach Wien gebracht.
Dort wurde sie mit Erfolg ausgesät und als Zier- und Alleebaum nachgezogen.
Für ihren Namen gibt es mehrere Erklärungen. So wird vermutet, dass der Name "Ross" nicht anstelle von "Pferd" steht, sondern auf das alte Wort "ross" zurückgeht, welches "falsch" bedeutet.
Denn mit der Esskastanie ist die Rosskastanie nicht verwandt. Die Bezeichnung Rosskastanie könnte aber auch auf die Griechen zurückzuführen sein.
Sie gebrauchten die Bezeichnung hippos (Pferd) und kastanon (Kastanie). Damit ist nahe liegend, dass die griechischen Wörter einfach mit "Rosskastanie" übersetzt wurden.
Botanik
Die am häufigsten vorkommende Variante bei uns ist die weiss blühende Rosskastanie (Aesculus hippocastanum).
Sie gehört zur Familie der Rosskastaniengewächse, die 13 Arten umfasst.
Die Edel- oder Esskastanie (Castanea sativa) gehört hingegen zur Familie der Buchengewächse und ist mit der Rosskastanie botanisch nicht näher verwandt.
Kennzeichnend für die Rosskastanie sind der kurze, oft drehwüchsige Stamm und die weit ausladende, im Sommer Schatten spendende Krone.
Ihre fünf- bis siebenfach handförmig gefiederten, länglichen, verkehrt sitzenden Blätter können bis 25 cm lang werden. Für einen Baum in unseren Breitengraden einzigartig ist die Blütenpracht.
Die 20 bis 30 cm grossen, aufrecht stehenden, vielblütigen Rispen erinnern an einen Kerzenschmuck. Aus bis zu 100 Einzelblüten setzt sich eine solche "Blütenkerze" zusammen.
Die mit einem gelben Farbmal versehenen Blüten dienen den Bienen und Hummeln als Wegweiser zum Nektar.
Im Gegensatz zur Edelkastanie (Maroni) können die Rosskastanien nur von Tieren verzehrt werden und dienten früher speziell den Schweinen und Schafen als Futter.
Heilkunde und Mythologie
Vieles an der Rosskastanie findet in irgendeiner Weise in der Heilkunde Verwendung, aber auch in der Kosmetik und in der Farbindustrie.
Der heilende Wirkstoff Aesculin wird aus der Rinde und Aescin aus Samen gewonnen. Diese Stoffe erhöhen beim Menschen den Venendruck und ziehen die Blutgefässe zusammen.
In der Hosentasche getragene reife Früchte sollen bei Gicht und Rheuma Linderung bringen. Für Wanderer, Radfahrer und Reiter empfehlen Naturheiler das Mittragen von Rosskastanien, um dem "Wolf" (entzündete Hautpartien durch Scheuern) vorzubeugen. Esoteriker schreiben den Rosskastanienbäumen besondere Kräfte zu. Weil diese Bäume einerseits Ruhe und Ausgleich vermitteln, andererseits eine nervenstärkende Ausstrahlung haben, empfehlen "Baum-Umarmer" einen regelmässigen Kontakt mit ihnen.
Durch Rosskastanien-Miniermotte gefährdet
Seit Ende der 1980er-Jahre wird die Rosskastanie in Mitteleuropa von einer kleinen Mottenart bedroht.
Die erst 1984 in Mazedonien entdeckte Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) ist dafür verantwortlich, dass auch bei uns zahlreiche Rosskastanien bereits im Juli/August braune oder gar kahle Kronen aufweisen.
Der vorzeitige Laubfall schwächt den Baum. Das knapp 5mm lange weibliche Insekt bevorzugt zur Eiablage vor allem die Blätter der weiss blühenden Rosskastanie.