Jetzt wird es wieder bunt im Wald
Frühblüher im Wald erfreuen jetzt die Waldbesucher
Der Frühling ist in vollem Gange : Unter den noch unbelaubten Bäumen und Sträuchern regt sich neues Leben und bringt wieder Farbe in die Natur. Die sogenannten Frühblüher nutzen jetzt die noch guten Lichtverhältnisse unter dem Kronendach zur Blüte. Wenn dann bis Anfang Mai sich das Kronendach geschlossen hat, steht den lichtliebenden Bodenblühern nicht mehr ausreichend Sonnenenergie zur Photosynthese zur Verfügung und sie stellen ihren Stoffwechsel ein :
Die Pflanzen verblühen.
Der echte Seidelbast ist die einzige Art in Mitteleuropa, deren Blüten aus dem Stamm wachsen. Die in allen Teilen giftige Pflanze blüht bereits im Vorfrühling.
Leberblümchen und Buschwindröschen nutzen das schmale Zeitfenster vor der Belaubung für ihr Wachstum. Rund 50% des Sonnenlichts gelangt jetzt noch auf den Waldboden.
Die Blätter des Scharbockskraut enthalten sehr viel Vitamin C und gehörten deshalb früher zum Reiseproviant auf langen Seereisen.
Der Name leitet sich von Scharbock, eine alte Bezeichnung für Skorbut, ab.
Das kleine Immergrün als immergrüner Bodendecker zeigt meist frische Standorte an. Die Pflanze wurde im Mittelalter häufig durch den Menschen ausgebreitet, sodass ihr Vorkommen im Wald öfters auch Standorte ehemaliger Burgen und Siedlungen anzeigen kann.
Der Gold-Hahnenfuß wird meist über die rote Waldameise verbreitet und bildet oft größere Gruppen.
Die nektarführenden Blüten der Frühlings-Platterbse sind recht starr und können deshalb nur von kräftigen Insekten wie Hummeln, Wild- oder Honigbienen bestäubt werden. Die Pflanze wächst bevorzugt in Laubwäldern auf kalkhaltigen, nährstoffreichen Böden.
Altes Laub als Wärmespeicher
Wegen ihrer dunkleren Farbtönung absorbiert die auf dem Waldboden angesammelte Laubstreu die Sonnenwärme recht gut, sodass ihre Temperatur je nach Witterungsbedingungen auf 30 bis 40 Grad Celsius ansteigt. Das beschleunigt die Stoffwechselvorgänge, was ebenfalls den früh einsetzenden Wachstumsschub und das schnelle Erblühen und Fruchten der krautigen Frühlingsblumen begünstigt.
Die echte Schlüsselblume findet man nicht nur auf Wiesen, sondern auch in lichten Laubwäldern. Die Anordnung der Blüten erinnert an einen Schlüsselbund, was den Namen der Pflanze erklärt.
Der kriechende Günsel behält auch dann noch seine Blätter, wenn der Wald sich komplett belaubt hat. Der Anteil des Sonnenlichts, das bis zur Krautschicht vordringt, beträgt jetzt unter 10 Prozent. Die Pflanze stellt ihren Stoffwechsel um und betreibt trotzdem noch ausreichend Photosynthese.
Der Gundermann, auch Gundelrebe genannt, ist eine alte Heilpflanze. Bereits die Römer nutzten dieses Kraut, um Wunden zu heilen. Auch gegen Husten und Durchfall wird sie seit jeher verwendet. Meist zeigt die Pflanze nährstoffreichen Boden an und ist eine sehr beliebte Bienenweide.
Goldnessel und Purpurnessel sind beliebte Nektarpflanzen und gedeihen gut auf nährstoffreichen, frischen Böden. Durch Austrocknen der Standorte werden sie eher seltener.
Besonders beliebt bei den Schmetterlingen als Nektarlieferant und als Futterpflanze für die Raupen ist die Knoblauchsrauke. Die Pflanze zeigt Stickstoff an und verströmt beim Zerreiben der Blätter einen knoblauchartigen Geruch.
Ursprünglich aus Südosteuropa, kommt das einjährige Silberblatt über den Umweg der „Bauerngärten“ mittlerweile auch in lichten Wäldern vor. Die Pflanze gilt bei uns noch als Neophyt, wird jedoch mit dem Status „auf dem Weg zur Einbürgerung“ geführt.
Die auffällige Einbeere ist unverwechselbar – vier in einem Quirl angeordnete Stengelblätter, vier innere und vier äußere grünliche Blütenblätter, vier Griffel und später eine einzige, blauschwarze Beere.
Als Art steht sie für naturnahe Laubwälder und soll auf deren kritische Situation aufmerksam machen.
Vor allem Wildbienen nutzen die Pollen des Gamander-Ehrenpreises, der lichte Standorte bevorzugt. Auch Ameisen tragen zur Verbreitung seiner Samen bei.
Die echte Sternmiere tritt meist in größeren Gruppen auf und bildet dann sog. Sternmierenrasen. Sie ist eine wichtige Nahrungspflanze für Nachtfalter.
Unterirdische Kraftspeicher
Optimal angepasst an die besonderen Bedingungen im zeitigen Frühjahr sind die so genannten Geophyten unter den Frühblühern, zu Deutsch „Erdpflanzen“. Sie besitzen unterirdische Speicher- und Erneuerungsorgane, in denen sie im Laufe der letzten Vegetationsperiode Nährstoffe angesammelt haben. So können diese Pflanzen Jahreszeiten mit ungünstigen Klimabedingungen im Boden überdauern, ohne dass Lichtmangel, Trockenheit oder extreme Temperaturen sie das Leben kosten. Frühblüher mit Speicherorganen sind beispielsweise Leberblümchen und Buschwindröschen mit ihren Wurzelstöcken, Hohler Lerchensporn und Scharbockskraut mit Knollen sowie Schneeglöckchen und Bärlauch mit ihren Zwiebeln.
In Deutschland kommt der blaurote Steinsame nur in wärmebegünstigten Tallagen vor und ist Charakterart der Eichenmischwälder.
Der stinkende Storchschnabel oder Ruprechtskraut hat seinen Namen wegen der an spitze Storchenschnäbel erinnernden Fruchtknoten. Ausserdem versprüht er einen besonders „herben“ Geruch. Als Heilpflanze gegen vielerlei Beschwerden findet das Kraut seit jeher Verwendung.
Mit einsetzender Belaubung und damit verbundener Beschattung des Waldbodens geben die Geophyten ihre oberirdischen Teile auf und existieren im Boden weiter. Nicht aber ohne ihre Speicherorgane zuvor erneut mit Vorräten, v.a. mit dem Kohlenhydrat Stärke, für die kommende Saison gefüllt zu haben.
Die mandelblättrige Wolfsmilch enthält einen Milchsaft, der Hautreizungen hervorrufen kann. Die nahrhaften Samenanhängsel der unscheinbaren, grünen Blüten, sind bei Ameisen sehr beliebt, mit deren Hilfe sich die Pflanze verbreitet.
Die vielblütige Weißwurz hat ihren Namen von dem ausgeprägten, weißen Wurzelgeflecht, das sie ausbildet. Die Blüten erscheinen immer auf der Unterseite des Stängel und werden meist durch Hummeln bestäubt.
Die weiße Narzisse kam ursprünglich aus Südeuropa und wurde stark kultiviert. Wildbestände sind sehr selten und deshalb streng geschützt. Ihre ärgsten Feinde sind Schnecken.
Als eine der ersten Waldorchideen blüht das Purpurknabenkraut schon Ende April. Es wächst in lichten Laubwäldern, ausschliesslich auf Kalk.
Die Walderdbeere blüht ab April entlang der Waldränder an frischen bis feuchten Stellen. Die Früchte werden bereits seit Jahrtausenden von den Menschen als Nahrung gesammelt. Die Wald-Erdbeere ist jedoch keine Wildform der Gartenerdbeere.
Die glockenförmigen Blüten des Maiglöckchens verströmen einen intensiven Duft, der bereits aus der Ferne auf die Blumen aufmerksam macht. Hummeln und Wildbienen holen sich ein zuckerreiches Gewebe in der Blüte, die sonst keinen Nektar bietet. Die sehr giftige Pflanze diente früher als Heilmittel, ist heute aber nur noch in der Homöopathie anzutreffen.
Dichte Bärlauchrasen findet man in feuchten Laubwäldern, Fluß- und Bachauen oder Schluchten. Bärlauch ist ein Nährstoffzeiger und die Samen brauchen als Kaltkeimer mindestens eine Frostperiode.
Verwechslungen von Bärlauch- mit Maiglöckchenblättern können schlimme Folgen haben! Duft und Blüten der beiden Pflanzen sind jedoch unverwechselbar.