Die Mopsfledermaus fühlt sich wohl in den Eichenmischwäldern

Erfreuliche Ergebnisse beim diesjährigen Fledermausmonitoring 

Im Rahmen des Verbundprojektes „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ beteiligte sich auch das Forstrevier Tauberhöhenzum wiederholten Mal beim sommerlichen Fledermausmonitoring.Dabei werden an verschiedenen Standorten jeweils über mehrere Tage sogenannte „Batcorder“ – hochempfindliche Tonaufnahmegeräte- installiert,um akkustische Nachweise der vorkommenden Fledermausarten zu bekommen.
Einen Überblick über das Projekt vermittelt das folgende Info-Faltblatt. Weitere Informationen gibt es auch unter www,mopsfledermaus.de .

Ansicht Seite 1 des Faltblattes
Ansicht Seite 2 des Faltblatts

Die Ergebnisse der im Juli und August 2022 gemachten Aufnahmen sind ermutigend :
An zwölf Standorten auf den Gemarkungen Igersheim, Harthausen, Bernsfelden, Nassau, Elpersheim und Neuseswurden immerhin 14 von 25 der in Deutschland vorkommenden Fledermausarten durch akkustische Nachweise bestätigt.                                                   Sehr erfreulich war der Nachweis der Mopsfledermaus an 9(!) Standorten.Auch die sehr seltene Wimperfledermaus konnte 1x aufgezeichnet werden.Die als selten vorkommend eingestuften Arten Bechsteinfledermaus (10x), Kleinabendsegler (5x) und Nordfledermaus (2x) waren ebenfalls vertreten.Die bei uns am häufigsten vorkommende Art, die Zwergfledermaus, wurde erwartungsgemäß an allen Standorten erfasst.

Ansicht eines Eichenstamms mit Konsolenpilzen und lange Spalte im Stamm
Spalte an hohler Alteiche, ein bevorzugtes Fledermausquartier

Als Mopsfledermaus-Hotspot stellte sich dabei der Standort am Bannwald Lindach heraus:     
Innerhalb 4 Tagen konnten dort mehr als 250 Tonfrequenzen der Mopsfledermaus aufgezeichnet werden. Das ist laut Rückmeldung der Auswerterin des BUND neuer Rekord für Baden-Württemberg!
Dass sich auch Fledermäuse an bestimmte Biotope anpassen, zeigt das Vorkommen der Wasserfledermaus ausschliesslich am Standort Nassauer See.

Ansicht eines alten Laubmischwaldbestands
Artenreiche, alte Laubmischwälder sind bevorzugte Lebensräume der Fledermäuse

Das Vorkommen vieler verschiedener Fledermausarten spricht für naturnahe Waldbestände, insbesondere die vielen Laub-Mischwälder aus unterschiedlichen Baumarten mit hohem Eichenanteil in unserer Gegend.Hier finden die Tiere genügend Schlafplätze (v.a. Rindentaschen und Hohlräume in älteren Bäumen), aber auch dichte Bereiche mit wenig Bodenbewuchs, in denen sie erfolgreich jagen können.Im Bannwald Lindach ist dies alles gegeben, was für die hohe Bestandsdichte spricht.
Auch die forstliche Bewirtschaftung berücksichtigt durch Entnahme von Altbäumen (=Schaffung von offenen Jagdbereichen)wie auch durch Belassen von einzelnen Habitatbäumen oder Habitatbaumgruppen (=Fledermausquartiere) die Belange des Artenschutzes.

Ansicht mehrerer, abgestorbener Bäume mit vielen Löchern und Spalten, sogenanntes Totholz
Habitatbaumgruppe im Eichwald: Totholz als vielfältiger Lebensraum für Höhlenbrüter und Insekten



Nachfolgend nun Beispiele für Einzelauswertungen  verschiedener Standorte :

Standort Altenberg/Vogelherd 


Mit bis zu 85mm Körperlänge ist der große Abendsegler eine der grössten Fledermausarten und flog am Vogelherd auffallend häufig. Da er gerne Spechthöhlen u.a. auch als Winterquartier nutzt, profitiert er zusammen mit dem kleinen Abendsegler von der hohen Höhlendichte in den Altbuchen des Naturschutzgebiets Altenberg. Gejagt wird allerdings im freien Luftraum.

Abschnitt eines Eichenstammes mit zwei Spechtlöchern nd mehreren Konsolenpilzen
Die Spechte haben Vorarbeit geleistet, Fledermäuse nutzen anschliessend die verlassenen Höhlen
Standort Rödelsee am Radweg Harthausen-Bernsfelden


Im Walddistrikt Rödelsee auffallend häufig vertreten war die Nordfledermaus. Als einzige, europäische Fledermausart reicht ihr Vorkommen bis nördlich des Polarkreises.
Da sie größere Lichtungen in Laubmischwälder zur Jagd nutzt, kommen ihr die Auflichtungen zur Förderung der Eichennaturverjüngung in diesem Bereich zugute. 

Ansicht eines Laubwaldes im Frühjahr mit frisch ausgetriebenem, hellgrünen Laub an den Bäumen und frisches Gras am Boden
Bereiche mit geschlossenem Kronendach und wenig Bodenbewuchs, wie hier im Distrikt Rödelsee, nutzen Fledermäuse besonders gerne
Standort am Bannwald Lindach


Die Mopsfledermaus bevorzugt ein vollständig geschlossenes Kronendach sowie Quartiere hinter abstehender Rinde. Beides findet sie u.a. aufgrund des hohen Totholzanteils im Bannwald Lindach vor.
Auch die Nordfledermaus zeigte sich hier besonders häufig.

Standort Uferbereich Nassauer See


Allein 11 Fledermausarten wurden am Nassauer See aufgezeichnet. Großer Abendsegler und großes Mausohr nutzen auch hier die nahegelegen Mischbestände als Quartier und den freien Luftraum zur Jagd.
Anders jedoch die Wasserfledermaus: Sie nimmt, dicht über der Wasseroberfläche jagend, mit Maul, Füßen und Flughaut ihre Beute, v.a. Wasserfliegen, auf. Aber auch kleine Fische werden so erbeutet.