Hier können Wanderer ihre Gedanken ordnen und neue Kraft fürs Leben tanken

Im Erlenbachtal: Das friedliche Plätzchen „Marienruhe“ am Waldrand wurde von Rainer Sattelberger mit neuem Leben erfüllt. Einen Ort der inneren Einkehr geschaffen.

Als beliebter Weg „durch Wiesengrün und Waldesschatten“, mit Ruhebänken und ohne zu starke Steigungen, so wurde vor 100 Jahren der Spazierweg beschrieben, der durchs Erlenbachtal zu einem „friedlichen Plätzchen am Talschluß“ führt. Dieses Plätzchen hatte den Namen „Marienruhe“ und wird heute „Marienruh“ genannt. Beschrieben wurde der Weg in einem Stadtführer über Bad Mergentheim, den Baurat Eger 1925 herausgegeben hat.

In einem später erschienenen Stadtführer wird das „lauschige Plätzchen am Waldrand“ ebenfalls als „Marienruhe“ bezeichnet. Und heute? Wer heute den Weg neben dem Golfplatz im Erlenbachtal etwa 20 Minuten lang in der Hoffnung beschreitet, zum „lauschigen Plätzchen Marienruhe“ zu gelangen, wird belohnt. Am Ende des Golfplatzes muss der Wanderer nur noch wenige Minuten in Kauf nehmen, um zur „Marienruh“ zu gelangen, wie in einer leicht erhöhten Nische am Waldrand auf einer grauen Säule zu lesen ist. Gekrönt wird die Säule von einer sitzenden Frauenfigur, die in ihren Händen ein aufgeschlagenes Buch hält.

Ruhe und Frieden finden

Neben der Säule zieht ein flacher Stein auf dem Waldboden die Aufmerksamkeit auf sich, denn er trägt eine dem Ort „Marienruh“ sinngebende Inschrift. Hier können Wanderer „inmitten der Natur“ einen „Ort der Ruhe und des Friedens“ finden. Hier können sie ihre „Gedanken ordnen und neue Kraft tanken“. Maria, die auf der Säule mit einem Buch dargestellt ist, „symbolisiert die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Göttlichem“. Das Buch „steht für die Heilige Schrift und verkörpert die göttliche Weisheit“. Hier darf man „in Stille verweilen und sich Maria anvertrauen“, denn „als unsere Fürsprecherin hört Maria unsere Bitten an und trägt sie zu Gott“.

Im Auftrag des Igersheimer Rainer Sattelberger wurde die Säule aus heimischem Muschelkalk von Wolfgang Ikas, Steinmetz und Bildhauermeister, und die Marienfigur als Reproduktion aus Epoxidharz von dem Laudenbacher Bildhauer Leo Wirth angefertigt und aufgestellt. Neu ist auch die Bronzetafel auf dem Steinfindling, die den erbaulichen Marientext enthält, denn es ist für Sattelberger besonders wichtig, dem „wunderbaren Kraftort einen Sinn zu geben und eine Seele einzuhauchen“.
Wie gesagt, den Ort „Marienruhe“ gibt es schon seit über 100 Jahren. Und bis vor einigen Monaten stand an Stelle der Steinsäule ein Holzpflock mit einer aufgesetzten kleinen Frauenfigur und einem Querbalken, auf dem das Wort „Marienruhe“ stand. Aufgrund des Querbalkens hatten etliche Spaziergänger beim Vorbeigehen eher den Eindruck, es würde sich um ein altes, verrutschtes Holzkreuz handeln.

Verwittert und beschädigt

Wie viele Jahre es dort gestanden hat, konnte bislang nicht geklärt werden. Laut Rainer Sattelberger soll es sich bei der Mariendarstellung um eine Holzschnitzarbeit des Bad Mergentheimer Bildhauers Rudolf Schäfer handeln, die dort über mehrere Jahrzehnte stand, denn sie war, als Sattelberger sie genauer unter die Lupe genommen hat, sehr verwittert, beschädigt und drohte auseinander zu brechen und endgültig verloren zu gehen. Anlass genug für ihn, die „Marienruhe“ in neuem Glanz erscheinen zu lassen.

Also setzte er sich im September letzten Jahres mit der Gemeinde Igersheim und dem Forstamt in Verbindung mit der Bitte, auf eigene Kosten den von Fäulnis angegriffenen Holzstamm mit der vor allem am Kopf beschädigten Frauenfigur durch eine Steinsäule und eine neue Figur als Abguss der alten zu ersetzen und den Platz zum Teil neu zu gestalten. Nachdem er grünes Licht für sein Vorhaben bekommen hatte, konnte der Platz wieder zu einem einladenden Ort der Ruhe und der Einkehr gestaltet werden. Unterstützt wurde Sattelberger von der Gemeinde und von Christian Lang, der das Projekt handwerklich begleitet hat. Die offizielle Einweihung soll im Mai stattfinden.

Die alte, verwitterte Mariendarstellung wurde im Igersheimer Kulturhaus aufgestellt und bleibt damit für die Nachwelt erhalten.

Text + Bild: Joachim W. Ilg

Gruppenbild der Beteiligten mit der neuen Steinsäule in der Mitte