Der Neugreutspeierling

Hinweisschild Neugreutspeierling aus verwittertem Eichenholz

Besuch bei einem Unbekannten

Für viele Waldbesucher ist der Speierlingsbaum eher etwas Unbekanntes.
Dabei gibt es in den Eichenmischwäldern des mittleren Taubertals noch ein relativ großes Vorkommen an Alt-Speierlingen.
Man schätzt, dass es in ganz Deutschland nur noch wenige Tausend Altbäume dieser seltenen Laubgehölze gibt, die vor allem im wärmebegünstigten Weinbauklima vorkommen.
Ein besonders eindrucksvolles Exemplar findet man im Igersheimer Eichwald am Neugreutweg.

Blick in den Waldbestand.Der Speierlingsbaum steht auf einer kleinen Lichtung in der Mitte
Auf einer kleinen Lichtung öffnet sich der Blick  auf den Neugreutspeierling

Dort weist ein Hinweisschild den Weg in den Bestand, wo eine kleine Hinweistafel sowie eine Ruhebank zu finden sind.
Bei einer Rast im Schatten des ca. 180-200-jährigen Neugreutspeierlings spürt man förmlich den Geist des Waldes und kann vortrefflich zur Ruhe kommen!
Koordinaten :
49°30‘13‘‘ N
9°50‘31““ O

Wegpfosten mit Hinweisschild zum Neugreutspeierling

Der Speierling (Sorbus domestica)
Der Speierling ist empfindlich und daher sehr selten. Er ist licht- und wärmebedürftig, langsam wachsend, konkurrenzschwach und anfällig gegen Wildverbiss.
Vor 30 Jahren war der Speierling selbst in Fachkreisen wenig bekannt. 
Erst eine gezielte Suche nach Speierlingen durch die Revierförster des damaligen Forstamts Bad Mergentheim brachte eine erstaunlich große Anzahl an Individuen auch im Taubertal zutage
und den Speierling als interessante Begleitbaumart  im hiesigen Bereich wieder ins Gespräch.
Eigentlich ist das nicht verwunderlich, denn der Speierling bildet wie auch die in seiner Gesellschaft lebende Elsbeere (Sorbus torminalis) keine reine Bestandesflächen.
Speierlinge sind Einzelgänger mit vorzüglichen Eigenschaften, was die Holz- und Fruchtverwendung betrifft.
Wer je einen Speierling voll behangen mit zierlichen Früchten gesehen hat, ist staunend und freudig beeindruckt von dem farbenfrohen Gruss aus dem Reich der Natur.

Eine Speierlingskrone, voll behangen mit gelblichroten Früchten
Vollbehang einer Speierlingskrone

Warum ist dies ein so seltener Baum? In der Jugend gleicht der Speierling mit seinem Blattwerk dem weit verbreiteten Vogelbeerbaum (Sorbus aucuparia).
Er wird deshalb leicht verwechselt und im Baumbestand des Waldes nicht beachtet. Die seltene Baumart erreicht eine Höhe bis zu 30 m und wird 500 bis 600 Jahre alt.
Trotz hoher Lichtbedürftigkeit wächst der Speierling sehr langsam und kann gegen die meist wüchsigeren Begleitbaumarten nicht bestehen.
Deswegen bedarf es neben der richtigen Standortwahl der entsprechenden Pflege (wiederholtes Freistellen), um diese interessante Baumart zu erhalten.
Der Speierling vermehrt sich in der Natur sehr schlecht. Die jungen Triebe sind ebenso wie die gefallenen Früchte zudem für das Wild ein begehrter Leckerbissen.
Die Nachzucht des Speierlings ist aufwändig, sein wertvolles, schönes Möbel- und gutes Drechslerholz war von Kennern aber schon immer sehr gefragt.
Doch holen und nehmen war stets einfacher als vermehren, pflanzen und pflegen. Die Befürchtung, dass dieser prachtvolle und in vieler Hinsicht wertvolle Baum vom Aussterben bedroht ist, ist leider berechtigt.

Apfelförmige Speierlingsfrüchte und Fiederblätter
Die Fruchtform kann apfel- (hier abgebildet) oder birnenförmig sein

Um dem vorzubeugen, werden junge Speierlinge regelmässig auch auf den Kulturflächen im Main-Tauber-Kreis mit eingemischt.
Auch wird erwartet, dass der Speierling von der Klimaerwärmung profitiert und er deshalb als klimatolerante, zukunftsfähige Baumart gilt.

Blick auf die kleine Waldlichtung mit Infotafel,Ruhebank und Baum
Infotafel und Ruhebank
Blick auf die Waldlichtung mit Baum in der Mitte
Ruheoase